Last updated on Januar 17th, 2022
Im Bereich der menschlichen Organe nimmt die Zunge eine Sonderstellung ein und beweist dies durch ihren vielfältigen Nutzen. Sie ist ein Konglomerat aus 8 verschiedenen Muskeln, die im Zusammenspiel wirken und sich gegenseitig unterstützen. Diese Auszeichnung als besonders starker Muskel verdankt die Zunge unter anderem ihrer Ausdauer. Nur unbewusst gesteuerte Muskeln wie das Herz sind ihr bezüglich Dauerbewegung überlegen.
Bei dieser regen Zungenaktivität kommt es natürlich auch zu regelmäßigem Zahnkontakt. Dabei werden im Falle eines Zungenpiercings die Zähne häufig in Mitleidenschaft gezogen. Die Folgen sind Schädigungen des Zahnschmelzes, abgebrochene Zahnecken und Kanten und sogar die Verschiebung der Vorderzähne.
Diese Materialien für Zungenpiercings vermeiden
Der Idealfall zur Vermeidung solcher Schäden im Mundraum wäre natürlich die Entfernung des Zungenpiercings. Wenn dies nicht gewollt ist, sollte der Träger oder die Trägerin ein Zungenpiercing wählen, das für die Zähne weniger belastend ist.
Das Material für das moderne Piercing besteht überwiegend aus Metall-Legierungen wie Titan i6AL4V ELI, Chirurgen Stahl, Platin oder Implantanium. Diese Legierungen besitzen zwar den Vorteil der überwiegenden Nickelfreiheit, wodurch Allergien beziehungsweise Unverträglichkeiten vermieden werden, dafür sind es extrem harte Werkstoffe, die durch die Zunge zum Trommelfeuer auf die Zähne mutieren. Gold und Silber wären Alternativen, jedoch aufgrund des Abriebs für ein Zungenpiercing weniger geeignet. Auch Materialien wie Horn, Elfenbein oder Knochen werden zu Zungenpiercings verarbeitet und zeigen sich als entschärft, allerdings ist hier eine sehr gute Verarbeitung notwendig, denn unebene Oberflächen können Verletzungen in der Mundinnenhaut verursachen oder Gewebe anwachsen lassen.
Kunststoffe als zahnschonende Piercings
Das beste Schon-Programm für die Zähne sind Zungenpiercings aus Kunststoff, etwa PTFE oder Acryl, die schon durch ihr geringes Gewicht weniger Schlagkraft besitzen und mit ihrer Kunststoff-Oberfläche weit weniger Schaden anrichten als Edelstahl-Legierungen.
Diese Kunststoff-Piercings sind ebenso frei von Allergenen wie das übliche Metall. Ein Problem bleibt aber weiterhin bestehen. Das Piercing als Fremdkörper im Mundraum verleitet zum unbewussten Herumspielen, wobei zwar nun die Zähne direkt einer geringeren Gefahr ausgesetzt sind, das Anpressen der Zunge mit dem Piercing an die Vorderzähne aber weiter betrieben wird. In der Folge verschieben sich die Vorderzähne im Kronenbereich langsam nach außen. Im Prinzip funktioniert dies wie eine Zahnspange in umgekehrter Richtung. Hier hilft nur der bewusste Umgang mit dem Zungenpiercing. Ein Mittel zur Selbstbeeinflussung könnte die Betrachtung von Bildern mit Zahnarztpatienten sein, die an einem Überbiss leiden.
Wer sich einmal die Kombination Zungenpiercing-Überbiss verinnerlicht hat, wird eventuell in Zukunft seine Zunge im Zaum halten, wortwörtlich.